WAS IST EPILEPSIE

   
 

 

 

Das Wort Epilepsie kommt aus dem Griechischen und bedeutet "ERGRIFFEN WERDEN" oder von etwas "BEFALLEN ODER ERFASST" sein. Früher bezeichnete man Epilepsien auch als die "HEILIGE KRANKHEIT" und gab ihnen damit eine Sonderstellung, die sie auch heute noch haben. Viele Menschen glauben, es sei ganz einfach, einen epileptischen Anfall zu beschreiben.

Jemand stoße aus heiterem Himmel einen Schrei aus, verliere das Bewusstsein, werde dann steif, beiße sich gegebenenfalls auf die Zunge und falle um. Er halte den Atem an und werde blau, krampfe dann für eine gewisse Zeit an Armen und Beinen, bis er vor Erschöpfung in eine Art Tiefschlaf verfalle. Hinterher klage er unter Umständen über Abgeschlagenheit, Kopfschmerz, Schwindel oder Muskelkater; manchmal komme es auch zu einem unwillkürlichen Urinabgang. Es stimmt zwar, dass diese Beschreibung für eine häufige Form epileptischer Anfälle (den so genannten Grand-Mal-Anfall oder generalisierten tonisch-klonischen Anfall) zutrifft, aber diese Anfallsform ist nur eine von vielen.

 

 

 

EPILEPTISCHE ANFÄLLE HABEN VIELE FACETTEN

Epileptische Anfälle können sehr unterschiedlich aussehen. Sie können ohne Schrei und Bewusstlosigkeit einhergehen, ohne Steifwerden, Zungenbiss und Umfallen, ohne Blauwerden und Krampfen. Sie können so harmlos sein, dass weder die Betroffenen irgend etwas davon mitbekommen noch Nichtfachleuten etwas auffällt, wenn sie einen Anfall direkt sehen. Einziges Zeichen eines epileptischen Anfalls kann eine Unaufmerksamkeit von fünf bis zehn Sekunden Dauer oder ein kurzes Zucken der Augenlider oder eines Armes sein.

 

 

 

EINE ALLGEMEINGÜLTIGE UND FÜR ALLE ANFALLSFORMEN GÜLTIGE BESCHREIBUNG EPILEPTISCHER ANFÄLLE KÖNNTE LAUTEN:

Epileptische Anfälle sind relativ kurz dauernde, plötzliche Änderungen des Bewusstseins, Denkens, Verhaltens, Gedächtnisses, Fühlens oder Empfindens oder der Anspannung der Muskulatur aufgrund einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen im Gehirn in Form vermehrter und einander gegenseitig aufschaukelnder elektrischer Entladungen. Diese Definition ist zwar richtig, aber viel zu lang, um sie behalten zu können und im Alltag zu verwenden

Man kann epileptische Anfälle deswegen vereinfachend auch als Ausdruck einer vorübergehenden Funktionsstörung von Nervenzellen definieren, wobei die Auswirkungen davon abhängen, welche Funktion die beteiligten Nervenzellen normalerweise haben.

Jede Nervenzelle und jeder Nervenzellverband im Gehirn kann epileptisch werden, was dazu führt, dass sie in ihrer normalen Tätigkeit gestört oder unterbrochen werden. Wenn die Zellen für die Geruchsempfindung verantwortlich sind, kommt es zu einer Riechstörung; sind sie normalerweise für das Sehen verantwortlich, kann es beispielsweise zu Wahrnehmungen von Blitzen oder anderen Lichtreizen kommen. Sind sie am Gedächtnis beteiligt, drückt sich dies in einer Störung des Lernens und gegebenenfalls auch in der Unterbrechung des Bewusstseins mit hinterher bestehender Erinnerungslücke aus.

Der Ausdruck "Epileptischer Anfall" ist eine Sammelbezeichnung, hinter der sehr unterschiedliche Krankheiten stecken können. Bei sehr vielen Patienten (ca. 50%) lässt sich allerdings auch mit den heute zur Verfügung stehenden Diagnostikmethoden keine fassbare Ursache für ihre Anfälle ermitteln. Nicht jeder Mensch mit einem oder mehreren epileptischen Anfällen hat auch eine Epilepsie. So wird es bei fast jedem Menschen zu epileptischen Anfällen kommen, der zum Beispiel eine Eiterung des Gehirns (einen so genannten Hirnabseß) entwickelt, der eine ausreichend schwere Kopfverletzung erleidet, dessen Gehirn nicht genug mit Sauerstoff versorgt wird oder der eine Überdosis bestimmter Medikamente einnimmt. Obwohl es bei einem Fortbestehen oder einer Wiederholung dieser Umstände auch zu wiederholten Anfällen kommen kann, haben die betreffenden Menschen keine Epilepsie. Von einer Epilepsie wird erst nach mindestens zwei epileptischen Anfällen gesprochen, für die jeweils KEINE AUSLÖSENDE URSACHE erkennbar ist, die also spontan aufgetreten sind, das heißt nicht, dass nicht eine für die Anfälle verantwortliche Veränderung am Gehirn wie etwa ein Geburtsschaden oder eine andere, längere Zeit zurückliegende Verletzung vorliegen kann.

 

 

Epilepsien gehören immer noch zu den Gesundheitsstörungen, denen in der Öffentlichkeit mit einer Vielzahl falscher Vorstellungen und Vorurteilen begegnet wird, obwohl das Fachwissen gerade in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen hat. Schon der berühmte griechische Arzt "Hippokrates" (460-375 vor Christi Geburt) hatte erkannt, dass Epilepsien auf einer Störung im Gehirn beruhen, aber es dauerte bis zum 19. Jahrhundert, bis sich diese Überzeugung auch im ärztlichen Handeln und - wenngleich sehr zögerlich  - zunehmend auch im allgemeinen Bewusstsein niederschlug.

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