ANFALLSARTEN EPILEPSIEFORMEN |
Beschreibung häufiger Anfallsarten und Epilepsieformen |
GRUNDFORMEN |
BEZEICHNUNG |
BEEINTRÄCHTIGUNG |
ANFALLSARTEN KURZBESCHREIBUNG
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Fokale Epilepsien Herdförmige Epilepsien auf einen umschriebenen Bereich des Gehirns begrenzt.
Generalisierte Epilepsien spontane Ausbreitung über beide Gehirnhälften.
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einfach fokal Bewusstsein bleibt erhalten.
komplex fokal Bewusstseinstörung oder Bewusstseins-Einengung, meist ohne Stürzen.
generalisiert immer mit Bewusstseinsverlust. Meist mit stürzen, krampfen und zucken an Armen und Beinen.
Bemerkung: Auch Absencen gehören zur Gruppe der generalisierten Anfälle! |
Beispiele für mögliche Beeinträchtigungen bei einfach fokalen Anfällen sehen hören riechen schmecken Dreh- oder Schwindelempfindungen bewegen sprechen kribbeln Schmerz Wärmegefühl im Oberbauch Blässe Aufstellen der Haare an Armen und Beinen |
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Aura Eine Aura ist die mildeste Form eines einfach fokalen Anfalls. Die Aura ist nicht zu verwechseln mit einem "Vorgefühl". Eine Aura dauert nur kurz (in der Regel nur wenige Sekunden). Vielfach werden mit einer Aura andere Anfallformen unmittelbar eingeleitet. Auren können auch isoliert vorkommen.
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Beispiele für die Ausprägungen von Auren: Epigastrische Es kommt zu eine schwer zu beschreibenden Gefühl, dass aus der Magengegend zum Hals hinauf steigt. Olfaktorische Es kommt zu Geruchswahrnehmungen die in der Regel als unangenehm empfunden werden. Gustatorische Es kommt zu Geschmackswahrnehmungen. Vielfach mit metallischem Charakter. Psychische Es kommt zu Angst- oder Glückgefühlen. Manchmal so berichten Betroffene, dass das gerade Erlebte ungewöhnlich vertraut ("deja vu") oder ungewöhnlich fremd ("jamais vu") empfunden wird. Die Zeitwahrnehmung oder Denkabläufe können verändert sein. Auditive Veränderung des Hörverhaltens. Es werden Töne, Geräusche bis hin zu Melodien wahrgenommen. Visuelle Störungen des Sehens. Verzerrtheit, Lichtblitze, bunte Punkte oder eingeschränktes Gesichtsfeld werden empfunden. Somatosensible Veränderungen der Körperwahrnehmungen, wie Kribbeln, Ameisenlaufen, u.ä. besonders an Armen und Beinen.
Auren sind für den Neurologen ein wichtiger Hinweis auf die zugrunde liegende Hirnregion
Fokal klonische (Zuckung) Anfälle Rhythmischen Zuckungen in einer Körperregion. Das Bewusstsein bleibt meistens erhalten. Kann aber auch mit Übergang zum psychomotorischen A. mit Bewusstseinsstörungen verbunden sein.
Fokal tonische (Verkrampfung) Anfälle Seitenunterschiedliche Verkrampfungen z. B. ein Arm gestreckt anderer Arm gebeugt, Kopf zu einer Seite gedreht. Das Bewusstsein bleibt meistens erhalten. Kann aber auch mit Übergang zum psychomotorischen A. mit Bewusstseinsstörungen verbunden sein.
Fokal komplexe Anfälle (häufigste Anfallsart im Erwachsenenalter) (weitere Info - hier) Sie werden auch als "Psychomotorische A. oder Dämmerattacken" bezeichnet. Charakteristisch für diese Anfallsform sind "sinnlose" automatische Bewegungsabläufe (Automatismen), die in sehr unterschiedlicher Ausprägung vorhanden sein können. Das Bewusstsein ist in der Regel gestört. Es kann zu Lecken, Schmatzen, Schlucken kommen. Sinnlose Worte oder Wortfetzen gesprochen werden. Patienten reagieren dann nicht auf Ansprache. Es bleibt in der Regel keine Erinnerung an den Anfallsverlauf. Die Augen können weit aufgerissen sein und der Blick geht ins Leere (starren). Derartige Anfälle entstehen im Bereich der Schläfenlappen des Großhirns. Da es sich hier um ausgeprägte Wahrnehmungsstörungen (z.B. auch für Schmerzenempfindung und Temperaturempfindung) handelt, kann es in der Verwirrtheitsphase zu Verletzungen (verbrühen, verbrennen, schneiden, schürfen u.ä.) führen. In der Phase nach dem Anfall sind manche Patienten gereizt oder aggressiv, unruhig, laufen umher und sind nicht in der Lage Gefahren zu erkennen.
Absence Bei dieser generalisierten Anfallsform steht eine Bewusstseinsstörung im Vordergrund. Die Anfälle sind in der Regel sehr kurz (5 bis etwa 20 Sekunden). Sie beginnen und enden abrupt; der Patient ist "wie ausgeschaltet". Meist kommt es zu einem kurzen innehalten. Nicht selten wird dieser Anfall von dem Patienten selbst nicht bemerkt. Die vor dem Anfall begonnene Tätigkeit wird nach dem Anfall fortgesetzt, als wäre nichts geschehen. Zu Beginn einer Epilepsie werden Absencen nicht selten verkannt. Schulkinder gelten dann manchmal als "verträumt" oder "unkonzentriert".
Generalisierte tonisch ( krampfend ) - klonische ( zuckend ) Anfälle (Grand mal) Sofortiger Bewusstseinsverlust mit Stürzen, krampfen und zucken. Diese Anfallsform ist in der Allgemein-Bevölkerung die Bekannteste und gilt somit als Inbegriff eines epileptischen Anfalls. Andere gängige Bezeichnungen für diese Anfallsform sind (Grand mal oder großer Krampfanfall). Es kommt zu einer nahezu seitengleichen Verkrampfung von Armen und Beinen, die Hände sind häufig zu einer Faust geballt. Die Beine sind gestreckt die Füße nehmen eine Spitzfußstellung ein. Durch die starke Verkrampfung der Atemmuskulatur wird Luft aus der Lunge gepresst oder eingesogen, was zu einem gedehntem Laut führt, der gelegentlich auch als "Initialschrei" bezeichnet wird. Die ausgeprägte Verkrampfung der Atemmuskulatur macht das Atmen kurzfristig unmöglich, so dass sich die Haut graublau verfärbt. Diese tonische (krampfen) Phase geht in eine klonische Phase (zucken) über. Dabei kommt es zunächst zu einem Vibrieren von Armen und Beinen, das in immer grobschlägiger werdende Zuckungen übergeht. Der Anfall klingt dann mit einer prustenden Atmung aus. Der Speichel, der bei dem Anfall vermehrt gebildet wird, ist schaumig aufgeblasen ("Schaum vor dem Mund") und kann blutig sein, wenn sich der Patient auf die Zunge gebissen hat . Auch Urinabgang ist möglich.
Trotz gut gemeinter Absicht niemals etwas zwischen die Zähne legen/ schieben!
Nach dem Anfall sind die Muskeln schlaff und die Reflexe kehren erst allmählich zurück. Man sollte den Patienten deshalb auf die Seite drehen, wenn die Zuckungen nachlassen, um ein Verschlucken durch Einsaugen von Speichel in der Luftröhre zu vermeiden. Der Patient ist zumeist über längere Zeit erschöpft und schläft nach dem Anfall gelegentlich ein. Durch die sehr heftigen Muskelzuckungen kann nach dem Anfall ein Muskelkater bestehen.
Myoklonische Anfälle Diese Anfälle laufen im Gegensatz zu klonischen Anfällen nicht rhythmisch sondern ruckartig ab, sodass Gegenstände die in der Hand gehalten werden, weggeschleudert werden können. |